Der Befund: Selektive Essstörung

„For reasons that aren’t clear, almost all adult picky eaters like French fries and often chicken fingers, health experts say.“ (No Age Limit on Picky Eating – The Wall Street Journal)

French fries, Pommes? Wie ist nochmal der Titel dieser Webseite? Ich habe mich nun selbst diagnostiziert und habe eine Avoidant/Restrictive food intake disorder (ARFID), oder auch als selective easting disorder (SED), picky eating disorder oder selektive Essstörung bekannt.

Seit ich denken kann habe ich Probleme mit meinem Essverhalten. Doch bis vor einigen Tagen habe ich nicht gewusst, ob dies eine anerkannte Essstörung ist. Warum?

Seit meiner Kindheit habe ich nicht mehr mit einem Arzt drüber gesprochen. Das keine professionelle Diagnose erstellt wurde ist also mein Verschulden. Und nach Essstörungen im Internet zu suchen ist problematisch, weil die bekannten Typen wie Magersucht, Bulimie oder Binge Eating sehr präsent sind. Alles andere geht etwas unter. Wenn man nach wählerischem Essen sucht, dann findet man meist Fragen oder Berichte besorgter Eltern. Es scheint sich alles auf die Kindheit oder Jugend zu beziehen.

Seit ich denken kann lebe ich mit meinem Essverhalten. Ich hatte einfach den Glaube verloren etwas Neues zu erfahren. Meine einzige Hoffnung war es irgendwann professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen oder eben doch selbst etwas ändern zu können. Seit ich dieses Blog angefangen habe und das Problem wieder offensiver angehe habe ich auch im Internet mehr gelesen. Nach einer Suche im englischen Sprachraum bin ich fündig geworden. Und seit ich eine Bezeichnung für mein Essverhalten habe eröffnet sich mir eine neue Welt der Informationen.

Das die Störung erst 2013 offiziell durch die Erwähnung in der fünften Ausgabe des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders anerkannt wurde war sicher auch ein Grund, warum ich nicht schon vor Jahren etwas darüber gefunden habe. Der älteste Artikel, den ich bisher gefunden habe, stammt aus 2010. (Hier ist noch ein anderer Artikel aus 2010, der ohne Barriere lesbar ist.)
Immerhin ist schon 2012 ein Buch zu dem Thema erschienen: Suffering Succotash: A Picky Eater’s Quest to Understand Why We Hate the Foods We Hate von Stephanie V.W. Lucianovic
Eine Gruppe auf Yahoo zu dem Thema besteht immerhin schon seit 2003.

Seit ich weiß, dass mein gestörtes Essverhalten einen Namen hat, habe ich das Gefühl, dass es mir leichter fällt, dieses zu akzeptieren. Auch fällt es mir nun einfacher hier darüber zu schreiben. Zu wissen, dass ich ein anerkanntes Problem habe und damit auch nicht alleine bin, tut gut.

3 thoughts on “Der Befund: Selektive Essstörung

  1. Hallo Erik,
    ich bin eine junge alleinerziehende Mutter und mein Sohn leidet wohl auch unter der selben Essstörung.
    Jahrelang musste ich mir anhören, dass ich ihn einfach nur richtig zwingen muss oder ihn mal aushungern lassen sollte. Schrecklich!
    Dabei habe ich ihm angesehen, dass er das doch nicht aus Trotz macht, sondern ihn wirklich quält. Mittlerweile ist er 7Jahre alt und
    es hat sich nur minimal etwas geändert. Zu hören, dass es eine richtige Essstörung ist, macht mir auf der einen Seite Sorgen, auf der anderen aber erleichtert es mich. Vielleicht hat das schlechte Gewissen und die Zweifel nun ein Ende. Könntest du mir vielleicht raten, wie ich am besten damit umgehen kann, um meinem Sohn wirklich zu helfen. An wen sollte man sich als erstes wenden?

    1. Hallo VMaier,

      ich selbst befinde mich selbst auch in der Situation ihres Jungen. Bei mir fing es mit 6 an und meine Mutter war auch alleinerziehend. Ich bin mittlerweile 27 Jahre alt und „leide“ immer noch unter SED, habe aber gelernt damit umzugehen. Leicht werden die kommenden Jahre nicht. Wichtig sind regelmäßige Blutuntersuchungen (alle 6 Monate) um Mangelerscheinungen zu vermeiden die mit Vitaminen und ähnlichem zu bekämpfen sind, sofern diese auftreten.
      Ich selbst ernähre mich immer noch einseitig, habe aber sehr gute Blutwerte und auch so geht es mir gut, mit meinen 1,96 und 87kg. Ihrem Sohn sollte es also an nichts fehlen.

      Helfen können Sie ihrem Sohn indem sie ihm Zeit geben sich an Dinge ran zu trauen. Auch wenn es schwer ist; extra Kochen und die selben Gerichte häufig Servieren wird nicht vermeidbar sein. Wunderlicher weise gehen Süßigkeiten bei mir fast immer ohne Probleme. Von einem normalen Essen im Restaurant bin ich aber noch weit entfernt.

      Ich habe festgestellt das wenn ich mich in einer angenehmen Atmosphäre ohne Druck befinde es mir deutlich leichter fällt Dinge zu Probieren.
      Bei Zwang schalte ich sofort ab und der Appetit vergeht für einige Zeit. Ich wünschte ich könnte Ihnen anderes mitteilen, dafür gehe ich diese Problem leider erst seit kurzem wieder an. Dennoch kann ich seit einiger Zeit Spinat, Eier, Ketchup und Melone auf meine für mich Essbare-Liste packen.

    2. Also ich bin noch etwas jünger aber habe auch diese Essstörung. Aber ich kann sehr gut Gemüse im pürierten Zustand essen. Vielleicht kann dein Sohn das besser Vertragen. Wenn er das dann isst, isst er vielleicht auch schon etwas kleinere Portionen.

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