Ein Pizza bitte!

Nach langer Funkstille: Es gibt Fortschritte zu vermelden!

Ich habe mich daran gewöhnt Pizza zu essen. Jedenfalls ein paar Varianten. Aber immerhin. Und ich war sogar ein Pizza essen mit Leuten in einer Pizzeria. Für mich gleicht das einem kleinen Wunder.

Aber wie kam es überhaupt dazu?

Ich wollte gezielt etwas dafür tun, dass mein Essverhalten gesellschaftstauglicher wird. Denn das ist er Aspekt unter dem ich am meisten leide. Ich will es schaffen mit Leuten essen zu gehen. Auf der Arbeit, mit Freunden oder mit der Familie. Mein erster Erfolg ist also nun Pizza. Ich habe mich an Pizza Margherita heran getraut. Es hat mich viel Überwindung gekostet, dazu gleich noch mehr, aber es war weniger schlimm als gedacht. Ich hab erst so ca. 1/4 essen können und heue könnte ich auch eine ganze Pizza verdrücken. Ich habe auch weitere Pizza-Arten probiert. Von Käse-Pizza bin ich sogar recht angetan gerade. Dann habe ich noch welche mit Pilzen und mit Spinat probiert. Beides geht in bestimmten Mengen. Ich brauche immer noch ein wenig Überwindung dafür.

Wo kommt auf einmal die Kraft her, mich zu überwinden?

Ich glaube da kommen mehrere Sachen zusammen. Ich habe zum einen schlicht die Nase voll gehabt. Ich gehe nun langsam auf die 40 zu. Will ich mich wirklich mein ganzes Leben mit diesem Problem verstecken? Mich von diesem Problem so eingrenzen lassen? Nein. Also wenn ich es jetzt nicht ändere, wann dann?
Ich habe dieses Problem oft ignoriert. Das war sicherlich auch ein Schutzmechanismus. Schließlich wird man jeden Tag damit konfrontiert und ich habe es einfach ausgeblendet. Diese Verhaltensweisen will ich jetzt ändern. Ich will Verantwortung für mich selbst übernehmen.
Weiterhin geholfen haben meine Erfahrungen aus dem Sport. Zum einen habe ich beim Bouldern gelernt, dass man in einer Angstsituation oft weiter kommt, wenn man einfach abwartet. Der Körper fängt an Adrenalin auszuschütten und ich habe das Gefühl, dass ich damit lernen kann umzugehen. Ich kann abspringen oder runter klettern. Oder ich kann in der Position versuchen zu pausieren und zu warten bis sich die Hysterie meines Körpers gelegt hat. Oft kann ich dann einfach weiter machen. Auch habe ich gelernt, dass man durch Wiederholung zwar erst unmerklich, aber letztendlich große Fortschritte machen kann. Auch beim Laufen habe ich gelernt, meinen Körper und dessen Signale besser zu verstehen. Was es heißt einen Halbmarathon am Limit zu laufen. Wie es sich anfühlt so lange zu laufen, bis der Kohlenhydrat-Speicher leer ist (beim Trainingsläufen über 30 km ohne Verpflegung). Man kann diese Signal registrieren und analysieren. Man muss nicht sofort stehen bleiben.
Meditation ist ein weiterer Baustein. Ich praktiziere sie zur Zeit nicht, aber habe es schon über Monate fast täglich mit Apps wie Waking up oder Headspace meditiert. Auch hier habe ich Aufmerksamkeit für meinen Bewusstseinszustand gelernt, ähnlich wie beim Sport. In einer Situation sich selbst zu betrachten ist enorm hilfreich, um eine neue Perspektive zu gewinnen. Es kann sogar sein, dass diese Fähigkeit seine Aufmerksamkeit auf sich selbst zu lenken und sich dadurch in einer Situation gleichzeitig sich diese von einer gewissen Distanz zu betrachten, als auch umso genauer, mir am meisten genutzt hat.

Wie war es, etwas Neues zu essen?

Es kostet mich immer noch viel Überwindung. Ich brauche Zeit und Kraft dafür. Aber es ist besser geworden. Es nicht zu groß werden zu lassen ist wichtig. Versuchen es einfach zu machen. Das ist natürlich leichter gesagt als getan. Wenn ich einen Bissen im Mund habe und sich mein Gesicht vor Ekel verzieht oder ich denke ich muss eventuell würgen – genau dann war es mir möglich kurz zu pausieren, mich selbst aus der Situation heraus zu holen und zu fragen: Wie ist das denn gerade? Wie fühlt sich das im Mund an? Oft war es gar nicht so schlimm.

Und noch etwas sei gesagt: Es ist wichtig nicht aufzugeben. Ich habe schon oft versucht an dem Problem zu arbeiten und habe es dann wieder schleifen gelassen. Ich habe hier zum Beispiel schon 2016 mal einen Plan verfasst. Aber ich habe dazu gelernt und bin nun weiter gekommen, wie bisher noch nie.

Ich hoffe jemandem mit dieser Beschreibung helfen zu können und vor allem Hoffnung zu machen. Ich bin natürlich kein Psychologe oder Arzt. Ich versuche auch nur selbst einen Weg zu finden. Ich stehe für alle Fragen immer gerne zur Verfügung.

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