Einsichten beim Wandern in Nepal

Dieses Jahr habe ich mir einen Traum erfüllt, den ich schon seit Jahren hegte: Einmal in Himalaja wandern gehen.

Ich weiß nicht genau, warum ich das ausgerechnet dieses Jahr angegangen bin. Irgendwie habe ich auf einmal gedacht, dass ich den Traum ja nicht ständig vor mir her schieben muss und es einfach jetzt machen kann. Nach einiger Recherche hatte ich mich dazu entschlossen den Annapurna Circuit zu gehen. Zwar soll er wegen dem Bau einer Straße nicht mehr so schön sein wie früher, aber immer noch einer der besten Wanderwege weltweit. Und die Überquerung des Thorong La auf 5416 Metern reizte mich auch. Vertrage ich die Höhe?

Ich hatte mir an ein paar Stellen die genaue Route noch offen gelassen und so packte ich neben meinem Schlafsack noch eine Matte und einen Biwak ein, um autark zu sein. Aufgrund meiner Probleme mit Essen schleppte ich außerdem 8 kg Nahrung mit mir, vor allem Huel. Dadurch betrug das Gesamtgewicht meines Rucksacks ohne Wasser ca. 20 kg.

Um es vorweg zu nehmen: Die ersten 3 Tage waren richtig doof.

Auf der Anfahrt ging alles langsamer als gedacht und so kam ich später los als geplant. Ich machte mir Sorgen wegen dem Essen, wegen dem Gewicht des Rucksacks und wegen dem Geld. Letzteres ist komplett unnötig. Ich hätte einfach mehr Bargeld mitnehmen sollen. Manchmal treibe ich es mit der Sparsamkeit zu weit. Die ersten zwei Punkte gingen Hand in Hand. Ich machte mir Sorgen, ob ich genug finde, was ich essen kann und dass ich mich in den Unterkünften nicht unwohl fühle, wenn ich nicht „normales“ Essen bestelle. Außerdem nervte es mich extrem den schweren Rucksack zu tragen in dem Bewusstsein, dass er ohne die Nahrungsvorräte erheblich leichter gewesen wäre. 12 anstatt 20 Kilo!

Gleichzeitig wollte ich Zeit aufholen. So habe ich zu wenig gegessen und zu viel gewollt und zu wenig Spaß gehabt. Mein Tagebucheintrag im Wortlaut: „Warum mach ich das eigentlich?“

Zum Glück bin ich lernfähig. Fleißig bemühte ich mich mehr zu essen. Das gab mir mehr Energie und macht den Rucksack leichter. Auch änderte ich meinen Plan und verkürzte die Strecke, so dass ich oft schon kurz nach dem Mittag am Ziel war. So ging nicht nur ich, sondern auch meine Stimmung stetig hinauf. Und mit der Höhe wurde die Umgebung schöner.

Doch weitere Misstände stellten sich leider ein. Ich bekam Blasen an den Füßen und die alten Akkus meiner Kamera gingen schneller leer als gedacht. Den einzigen neuen Akku hatte ich aus Dummheit entladen. Noch vor dem spannensten Teilen der Wanderung (Ice Lake, Tilicho Lake und dem Pass) konnte ich keine Fotos mehr machen (die weiteren Fotos sind mit meiner Gopro gemacht). Nochmal ein Kilogramm Zeugs, dass ich sinnlos durch die Gegen schleppen muss. Wäre mir klar gewesen, wie oft es mittlerweile auf dem Annapurna Circuit Strom gibt, dann hätte ich natürlich das Ladegerät eingepackt.

Ich wanderte über den Pass. Das war anstregend, aber problemlos. Ich hatte mich mit den Ausflügen zu Ice Lake und Tilicho Lake mehr als genug akklimatisiert. Nun wünschte ich mir so langsam saubere Kleidung. Vor allem da man in den Lodges ja doch immer in Gesellschaft ist. Alleine in der Wildnis wäre mir das egal gewesen. Statt dessen schleppte ich immer noch eine Matte, ein Biwak, massig Nahrung und eine Kamera mit mir rum, die mir alle nichts brachten.

Nach dem Pass bekomme ich irgendwann Probleme mit meiner Achillessehne. Ich glaube ich bin das gehen in den schweren Schuhen einfach nicht mehr gewöhnt, deshalb auch die Blasen. Ich lege einen Ruhetag ein und verabschiede mich damit entgültig von dem Plan noch zum Annapurna Base Camp zu wandern.

Irgendwann komme ich in Tatopani an. Ein paar Kilo leichter ist meine Rucksack immerhin noch geworden, obwohl ich noch fast 2 kg Huel mit mir rumschleppe. In Deutschland werde ich feststellen, dass auch ich ein paar Kilo abgenommen habe. Diese Tour war anders als meine bisherigen Trekking-Touren. Ich glaube nicht besser, aber gerade deshalb habe ich einiges gelernt. Ich lasse mein Tagebuch sprechen:

Momentan hätte ich auch kein Problem weiter zu wandern. Entspannt kommt man also weiter?

Vielleicht sollte ich auch ansonsten versuchen entspannter an Sachen heranzugehen? Vielleicht komme ich damit weiter? Und vor allem entspannter [weiter]!

Ob Nepal jetzt unbedingt nötig war? Keine Ahnung. So spektakulär war es jetzt nicht. Aber so eine Art von Trek hat auch etwas. Wenn man besser als ich es war darauf vorbereitet ist, dann kann man es auch sicher noch besser genießen!

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